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“Österreichische Schule” zu Besuch in der österreichischen Botschaft

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“Österreichische Schule” im Ausland an einem Samstag? Und noch dazu in der Botschaft? Dabei handelt es sich um keine Schule im herkömmlichen institutionellen Sinne, sondern einer Initiative der Österreichischen Vereinigung in Belgien. Ziel ist es, den Kindern der österreichischen Landsleute mehr Heimatbezug zu vermitteln. Dieser wird in belgischen, europäischen und internationalen Schulen nicht angeboten.

Dabei arbeitet das junge ehrenamtliche Lehrerteam mit einem Lehrplan, der mit jeder regulären Schule im Vergleich mithalten kann: Die Palette reicht von Bundesländern Österreichs, Euro und Sparefroh bis zum „klingenden Österreich“ mit musikalischen Schwerpunkten. Und auch kreative Teile wie zum Beispiel ein Lindwurm aus Knetmasse, ein Segelboot auf Holz mit Nägeln und Wolle sowie ein Hundertwasserhaus gehören mit zum Lehrplan.

Botschaft_Oesterreichische Schule

Bernhard Göller, Gesandte Bernadette Klösch, Manuela Hafner-Cojocariu (Leiterin des Lehrerteams), Eva-Maria Deusy-Gradinger

Zum Höhepunkt des Schuljahres folgte nun letzten Samstag der Besuch in der österreichischen Botschaft in Belgien, die extra für die Kinder am Samstagnachmittag geöffnet war. Die Geschäftsträgerin der Botschaft, Gesandte Bernadette Klösch begrüßte die 27 „Schüler“ mit ihren Eltern und führte durch den interessanten Nachmittag. Dabei gab es die Gelegenheit die Botschaft zu erforschen und sogar den bequemen Botschafterstuhl auszuprobieren. Und zur Stärkung – ganz unerwartet unter Österreichern (!) – gab es köstlichen Kuchen und heiße Schokolade! Die Kinder werden diesen Besuch bestimmt nicht so schnell vergessen. Und selten hat Schule so viel Spaß gemacht!

Christian Macek


Ein Belgier als Gaucho

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Ein Gitarrist aus Belgien, der unterdessen in Brüssel wie auch in Berlin zu Hause ist, entführt uns musikalisch in die argentinische Pampa und zu den Gauchos. Vorhang auf für Jeanfrançois Prins! Mit ihm unternehmen wir zu Beginn eine Reise an den Schwarzen Nil und fragen uns, warum es nicht der Blaue Nil ist, erleben mit „Zorro“ ein Mantel-und-Degen-Abenteuer, verbringen eine Nacht in der Pampa („Noche en Las Pampas“) und flanieren auf der „5th Avenue“.

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Das Repertoire der aktuellen CD besteht aus sechs Kompositionen von Prins („Wet“, „Zorro“, „Fifth Ave.“, „Noche en las Pampas“, „What?“ and „Futebol“), drei Stücken von Wayne Shorter („El Gaucho“, „Teru“ and „Black Nile“), zwei Standards („Spring is Here“ (1929) aus der Feder von Richard Rodgers und Lorenz Hart und „I’ll be Seeing You“ (1938), integriert in das Broadway Musical „Right This Way“) und einer Arbeit des Schlagzeugers Victor Lewis („I Wanted to Say“), der zur Band von Prins ebenso gehört wie der Saxofonist Rich Perry und der Bassist Joris Teepe.

Jazzige Nilreise

Mit „Black Nile“ eröffnet Prins sein Album und lässt uns an den weichen Klangwellen teilhaben, die er als Thema wie auch in seinen Phrasierungen anstimmt. Man kann sich als Zuhörer gut fallen lassen und mit geschlossenen Augen über den Nil schippern, derweil sich ein Teil der Band wie der Bassist Joris Teepe solistisch zeigt. Dabei interveniert Prins zu den tieftönigen Läufen mit kurzen Gitarrenattacken. Erst zum Schluss des Stücks bringt sich auch Victor Lewis am Schlagzeug mehr ins Spiel. Um die Frage „What?“ zu beantworten, ist auch der Saxofonist Rick Perry gefragt. Begleitet von Gitarrenläufen eröffnet Perry diese Komposition von Prins. Dumpfes Bassgezupfe ist ebenso zu vernehmen. Die virtuosen Gitarrenläufe lassen im Verlauf des Stücks an die musikalische Umsetzung von Zweifel denken, der beschwichtigt werden soll. Es scheint ein gewisses Hin und Her, in das sich auch der Bass über weite Strecken einmischt. Abschließend hat dann wieder Perry mit seinem Saxofon die Oberhand bei der Frage nach dem Was.

Zorro, der Rächer der Entrechteten, und der brasilianische Fußball

Nachfolgend erscheint musikalisch der Rächer der Entrechteten auf der Bühne. „Zorro“ zeigt sich. Dabei unterstreicht Prins mit seinem Spiel die Faszination, die für ihn von diesem Helden der „Mantel-und-Degen-Filmwelt“ ausgeht. Rhythmik und Harmonie suggerieren, dass Zorro durch die Nacht reitet, immer unterwegs, um die Rechte der Armen zu erstreiten. Schneidig sind die Gitarrenpassagen, die wir zu hören bekommen. So erleben wir musikalisch Zorro, den Mann mit der Gesichtsmaske und dem Talent, den Degen gekonnt zu schwingen.

Mit „Noches en Las Pampas“ bleiben wir noch ein wenig in Lateinamerika. Dabei ist nicht zu überhören, dass uns Prins einen Hauch von Bolero präsentiert, fernab vom berühmten Bolero Ravels! Als eine Hommage an den brasilianischen Fußball ist die Prins-Komposition „Futbol“ gedacht, obgleich die Nachfolger von Pele unterdessen längst entzaubert wurden, als die deutsche Nationalmannschaft bei der letzten WM einen historischen Sieg gegen die „Unbesiegbaren“ errang. Nein, Astrud Gilberto und Gil Gilberto gilt wohl nicht die Hochachtung von Prins. Eher muss man an Stan Getz und dessen Affinität zu brasilianischer Musik denken, wenn man sich in den Titel vertieft. Hört man nicht Dribblings, Spielverzögerungen und Flankenspiel, die da vom Saxofon musikalisch eingefangen werden? Wird der Gegner nicht durch Körpertäuschungen schwindlig gespielt? Mit dem Standard „I’ll be seeing you“ beendet Prins seine aktuelle, sehr gelunge Einspielung, die zwischen Latin Jazz und Jazz aus Europa changiert.

Info: Jeanfrançois Prins El Gaucho, Challenge Records | CR 73337

© ferdinand dupuis-panther

Neuer Präsident gewählt

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Nouveau président_Nieuwe voorzitter_Neuer Präsident

Auf ihrer Jahreshauptversammlung in Brüssel am 2. Juni wählten die Mitglieder der Deutsch-Belgisch-Luxemburgischen Handelskammer / AHK debelux mit Geschäftsstellen in Brüssel und Köln Maître Didier Baron Matray aus Lüttich zu ihrem neuen Präsidenten bis 2017. Baron Matray ist Nachfolger Dr. Markus Arnolds, Head of Corporate Office der BAYER AG in Leverkusen. AHK debelux ist die älteste deutsche AHK, gegründet 1894 in Brüssel.

Flandern punktet mit niedrigen Steuern beim Fahrzeugkauf

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www.ktipp.chWer sich einen Neuwagen kaufen will, reibt sich gelegentlich die Augen: Mit dem Erwerb eines neuen Golf GTI mit 220 PS (161,81 KW) ist in der Wallonie und in Brüssel eine Steuer von rund 5 000 € fällig. Wer aber in Flandern seinen Wohnsitz hat, zahlt nur rund 200 €. In beiden Fällen neben der Mehrwertsteuer von 21 Prozent, versteht sich.

Wie ist das möglich? Es handelt sich grundsätzlich um einen Einmalbetrag, den der belgische Fiskus für das „Inverkehrbringen“ eines Fahrzeugs erhebt. Maßstab dieser Steuer ist in Flandern die Umweltfreundlichkeit. Diese steht längst nicht mehr im Widerspruch zu einer möglichst hohen PS-Zahl. Die TMC („Taxe Mise en Circulation“) eines elektrogetriebenen Tesla S mit 421 PS kostet daher z.B. in Flandern überhaupt nichts. In der Wallonie und Brüssel sind dagegen für solche umweltverträglichen Optionen ebenfalls rund 5 000 € hinzulegen. In diesen beiden Regionen gilt immer noch: je mehr Hubraum und Motorstärke, desto höher die Steuer. Diese reduziert sich nur mit dem Alter des PKW. Auch die Neuankömmlinge müssen die Steuer bei der Ummeldung ihres Fahrzeugs zahlen.

Weiter fällt dann, wie in Deutschland, jedes Jahr die KFZ-Steuer an. Diese ist in allen Regionen und unabhängig vom Alter weitgehend gleich. Für LPG-betriebene Autos gibt es noch einen Zuschlag zur Kfz-Steuer.

Zur Berechnung der Steuern siehe
Für die Wallonie und Brüssel: http://www.moniteurautomobile.be/taxe-mise-en-circulation.html.
Für Flandern: https://belastingen.fenb.be/vfp-portal-pub2-web/simulatieVerkeersbelasting.html#/q/top
Bei der Berechnung der Gesamtbelastung wäre noch die verbrauchsabhängige Akzisen-Steuer von rund 50% auf Benzin und Diesel zu berücksichtigen.

Zwar bedauert so mancher die Regionalisierung in Belgien. Im Bereich der Steuern führt diese aber regelmäßig zu mehr Steuerwettbewerb. So ist Flandern nicht nur im Fall der Steuer bei der Anschaffung eines Kfz sondern z.B. auch bereits beim Erbschafts- und Schenkungssteuersatz den Steuerzahlern entgegengekommen.

Bevor man aber wegen der Steuer bei der Anschaffung eines Kraftfahrzeugs den Wohnsitz wechselt, ist es noch ratsamer, mit dem Kauf eines Neuwagens zu warten. Auch Wallonien und Brüssel müssen im Interesse der Umwelt nachbessern. Wer aber nicht warten will, dem ist der Kauf eines Pick-ups zu empfehlen. Dieser ist als Nutzfahrzeug ebenfalls von dieser Steuer befreit, zumal es auch Ausführungen mit 4 Sitzen gibt.

Weitere Beispiele siehe
http://www.wallonie.be/fr/exonerations-reductions-et-exemptions

Walter Grupp

 

Walter Grupp ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für Steuerrecht

Comptable-fiscaliste agréé IPC

Grupp & Partner
Av. de la Renaissance 1
1000 Bruxelles
Öffnet ein Fenster zum Versenden der E-Mailwalter.grupp(at)grupp-partner.com

 

Belgisch-Deutsche Gesellschaft Flandern feiert 50. Jubiläum

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Von Marion Schmitz-Reiners

Die menschlichen und wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Flandern und Deutschland könnten besser nicht sein. Das bewies wieder einmal das Fest anlässlich des 50. Gründungsjubiläums der Belgischen-Deutschen Gesellschaft Flandern (BGDF). Rund 80 Gäste waren der Einladung zu einem festlichen Diner in Brasschaat im Norden von Antwerpen gefolgt, darunter einige Mitglieder der ersten Stunde. Die BGDF war 1965 gegründet worden, als sich große deutsche Chemieunternehmen im Scheldehafen ansiedelten. Networking und der kulturelle Austausch zwischen Flandern und Deutschland sind seit jeher ihre wichtigsten Ziele. Und ganz nebenbei entstanden auch viele Freundschaften.

In den 1960er Jahren zogen die deutschen Chemieriesen BASF, Bayer und Degussa nach Antwerpen und bauten im Hafen große Produktionsanlagen. Über den Hafen konnten sie ihre Grundstoffe schnell und effizient aus Übersee beziehen und ihre Produkte nach ganz Europa und zu allen Kontinenten ausführen. Denn der Weg vom Ruhr- und Rhein-Main-Gebiet nach Antwerpen war kürzer als nach Hamburg oder Bremen.
Zusammen mit der Chemieindustrie kamen Hunderte von deutschen Mitarbeitern nach Flandern. Um sich besser kennen zu lernen, regten einige Antwerpener und Deutsche die Gründung einer Gesellschaft an, deren Ziel es war, die menschlichen und beruflichen Kontakte zwischen den Flamen und ihren Gästen zu fördern. Der erste Vorsitzende war Oscar Leemans, Direktor des Scheldehafens.

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Konzerte, Ausstellungsbesuche und KULTURForum

Heute zählt die BGDF 80 Mitgliederfamilien, wobei das Verhältnis zwischen Deutschen und Belgiern sich ungefähr die Waage hält. Präsident ist Dr. Jürgen Barwich, Geschäftsführer von BASF Antwerpen NV. Im Vorstand sitzen unter anderen weiter Frank Daman (Evonik Degussa Antwerpen NV) und Dr. Volker Weintritt (Bayer Antwerpen). Die drei Chemieunternehmen sind auch die Hauptsponsoren der Vereinigung.

Monatlich wird eine Veranstaltung meist kulturellen Charakters geboten, wie Ausstellungsbesuche, Ausflüge oder Konzerte. 2012 entstand im Schoß der BDGF und mit Unterstützung der deutschen Botschaft in Brüssel und des Goethe-Instituts das KULTURForum, eine Institution, die allmonatlich mit einem Newsletter über Kulturveranstaltungen mit deutscher Beteiligung in Antwerpen informiert und selber Veranstaltungen initiiert.

Ab den 1990er Jahren nahm die Zahl der deutschen Mitarbeiter der Chemieindustrie in Antwerpen ab, da die Unternehmen langsam, aber sicher in belgische Hände gelegt wurden. Auch das deutsche Generalkonsulat im Stadtzentrum und die deutsche Schule in Stabroek wurden geschlossen. In letzter Zeit kommen aber wieder mehr junge Leute nach Antwerpen, darunter Wissenschaftler, die an der Universität lehren und forschen. An der Antwerp International School in Ekeren wurde kürzlich sogar eine deutsche Abteilung mit 25 Schülern gegründet.

Die Wurzeln deutscher Präsenz reichen bis ins 16. Jahrhundert

„Die BGDF fühlt sich der Zeit verpflichtet, als deutsche Kaufleute in Antwerpen eine große Rolle für das wirtschaftliche und kulturelle Leben der Scheldestadt spielten“, sagte Dr. Barwich am 14. Juni bei seiner Tischrede. Ab Beginn des 19. Jahrhunderts ließen sich Dutzende von deutschen Kaufmannsfamilien in der aufblühenden Hafenstadt nieder, darunter die Bary, Karcher, Kreglinger, Osterrieth, Grisar und Nottebohm. Aber die deutsche Präsenz in Antwerpen hat noch tiefere Wurzeln: Im 16. Jahrhundert war Antwerpen der westlichste Vorposten der Deutschen Hanse.

Die BDGF schlägt eine Brücke zwischen einer fernen Vergangenheit und einer von digitaler Kommunikation geprägten Gegenwart, in der menschliche Kontakte wieder wichtiger werden. Beim festlichen Mittagsmahl in den „Salons de Groene Jager“ wurden alte Freundschaften verstärkt und neue geknüpft. Sogar das Wetter spielte mit, weshalb man sich zwischen den einzelnen Gängen im herrlichen Park ergehen konnte. Ein stilvolles und gelungenes Jubiläum, das hoffnungsvoll in die Zukunft blicken lässt.

Wer sich für eine BDGF-Mitgliedschaft interessiert, findet alle Informationen auf www.bdgf.be.
Der Newsletter des KULTURForum kann über www.daskulturforum.be abbonniert werden.

Waterloo: Blücher schreibt den mutigen Belgiern

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640px-Marschall_Vorwärts_(1863)Von Thomas Philipp Reiter

Nur drei Tage nach der gewonnenen Schlacht, am 21. Juni 1815, hat sich der Rostocker Gebhard Leberecht von Blücher, Fürst von Wahlstatt, besser bekannt als preußischer Generalfeldmarschall Blücher, an die „mutigen Belgier“ gewandt. Dies ist das Ergebnis eigener Recherche in den „Archives de l’État en Belgique“.

Zwei Aspekte sind an der „Proklamation des Fürsten Blücher an die tapferen Belgier“ besonders interessant. Erstens: Die Erklärung wurde bereits in den späteren beiden belgischen Landessprachen Französisch und Niederländisch, nicht aber in Blüchers Muttersprache Deutsch veröffentlicht. Und zweitens: Blücher wendet sich bereits 1815, also fünfzehn Jahre vor der Erhebung der südlichen gegen die restlichen Niederlande, an „die Belgier“. Dabei wurde die Geburt einer belgischen Nation erst 1830 offiziell. Und damit ist sie immer noch mehr als 40 Jahre älter als die deutsche.

Mit Hilfe des belgischen Staatsarchivs haben wir jetzt eine deutsche Übersetzung des Textes ausfindig gemacht. Sie entstammt dem zweisprachigen (französisch-deutschen) „Offiziellen Journal des Groß-Herzogthums Lützemburg“ aus der zweiten Hälfte des Jahres 1815 und kann hier nachgelesen werden.

Der offensive Blücher wurde während der Befreiungskriege von seinen russischen Verbündeten als „Marschall Vorwärts“ bezeichnet wurde. Nach Waterloo aber zeigt er sich von einer empathischen Seite. Es war ihm wichtig, sich von den Belgiern angemessen zu verabschieden. „Da meine Armee auf dem Punkt ist das französische Gebiet zu betreten, so können wir, tapfere Belgier, das Eurige nicht verlassen, ohne von Euch Abschied zu nehmen, und ohne Euch unsere lebhafte Dankbarkeit für die Gastfreundschaft, die Ihr gegen unsere Soldaten ausgeübt habt, zu bezeugen. „Le Prince Blucher aux braves Belges“ wurde dabei in Luxemburg allerdings fälschlich mit „Prinz Blücher an die brafen Belgier“ übersetzt. Der Marschall bezeichnet die Belgier als „mutiges, biederes und edelmütiges Volk“ und setzt ihnen damit ein Denkmal an das das Staatsarchiv genau 200 Jahre später nun wieder erinnert. „Adieu, braves Belges!“ verabschiedet sich der preußische Generalfeldmarschall standesgemäß. „Das Andenken an Eure Tugenden und an die gastfreundschaftliche Aufnahme, die wir bei Euch genossen haben, wird ewig in unseren Herzen eingegraben sein. Möge der Gott des Friedens Euer schönes Land beschützen, möge er lange Zeit die Kriegsunruhen von Euch entfernen“, wünscht er.

1830 erst wird aus diesem Land tatsächlich das Königreich Belgien. Keine 100 Jahre nach Blüchers Abschied kehren die preußischen Truppen zurück. Doch diesmal nicht als Befreier sondern als Angreifer auf ein neutrales Land. Doch dies ist eine andere Geschichte.

Das DG-Sommerfest – ein Riesenerfolg

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Von Heide Newson

Was für eine Party – blauer Himmel, Sonne satt, gutgelaunte Gäste und ein fröhlicher bodenständiger und unkomplizierter Ministerpräsident. Die Rede ist vom 14. Sommerfest, zu dem die Deutschsprachige Gemeinschaft etwa 300 Gäste, darunter natürlich viele Ostbelgier, ins Parlament der Region Brüssel Hauptstadt geladen hatte. „Wegen Bauarbeiten können wir leider nicht den schönen Garten benutzen,“ so Oliver Paasch, Ministerpräsident der Deutschsprachigen Gemeinschaft im Gespräch mit Belgieninfo, der wie all seine Gäste ganz schön ins Schwitzen geriet. In seiner Funktion als Ministerpräsident war er zum ersten Mal Gastgeber eines der angesagtesten Sommerfeste in Brüssel, das im Vorjahr wegen der belgischen Parlamentswahl ausgefallen war.

Parlamentspräsident Charles Picqué sprach das Grußwort und betonte die Gemeinsamkeiten der beiden Teilstaaten: Wie die Deutschsprachige Gemeinschaft habe auch Brüssel länger warten müssen, um im belgischen Staatsgefüge seinen Platz zu bekommen; man habe sich stets um die Zusammenarbeit bemüht,“ sagte er.

In tadellosem Englisch sowie den drei Landessprachen begeisterte Paasch sodann mit einer Mischung aus Witz, Humor und Ernst seine Gäste. Das Königreich Belgien sei in vieler Hinsicht ein komplexer Staat, dessen innere Zusammenhänge und Gegensätze nicht jeder verstünde. Eine Frage, die ihm oft in Deutschland, Luxemburg, Österreich, in der Schweiz und sogar hier in Belgien gestellt werde, sei ob er „Belgisch“ spreche. Wenn er dann erkläre, dass er aus der „DG“ käme, habe er schon die Nachfrage gehört, ob er ein Manager von Dolce&Gabana sei.

Und bei der jüngsten Gedenkfeier in Dachau, an der Bundeskanzlerin Angela Merkel teilgenommen habe, sei er sogar als Ministerpräsident von Belgien angekündet worden, was sein Selbstbewusstsein natürlich gestärkt habe. „Davon wäre Charles Michel höchstwahrscheinlich „less amused“ gewesen,“ schmunzelte er.

Jede Menge Lacher hatte er ebenso auf seiner Seite, als er von einer Begegnung mit Vizekanzler Gabriel aus dem (ostbelgischen) „Nähkästchen“ plauderte. Vor einigen Wochen habe er ihm gesagt, dass das Parlament der kleinen DG über „TTIP“, das Freihandelsabkommen zwischen Europa und den USA abstimmen werde, und dass die 25 nebenamtlichen deutschsprachigen Parlamentarier dieses Abkommen ganz alleine zu Fall bringen könnten, und dass die DG das Schicksal von 800 Millionen Menschen dies- und jenseits des Atlantiks in der Hand hielten. „Als ich das sagte, bekam der deutsche Wirtschaftsminister fast den Mund nicht mehr zu.“ Das entsetzte Erstaunen war ihm deutlich anzumerken.

„Da reden Merkel und Obama nach dem G7 über eine Beschleunigung der TTIP-Verhandlungen und bedenken gar nicht, dass all ihre Bemühungen wertlos sind, wenn die DG sich widersetzt. Ja, die Besonderheiten unsere Landes sind im Ausland kaum bekannt. Dabei ist Belgien eine Erfolgsgeschichte.“

Die Sommerparty übrigens auch, selbst wenn man in diesem Jahr auf Currywurst und Fritten verzichten musste.

Au revoir, Monsieur Cuntz, und tot ziens!

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Von Heide Newson

20150625-Botschaft Brüssel-Empfang zum Abschied des Botschafters-01„Belgien ist ein Teil meines Lebens, ich habe hier zwölf Arbeitsjahre in verschiedenen Funktionen verbracht, mehr als in Deutschland“, so Dr. Eckart Cuntz im Gespräch mit Belgieninfo während seines offiziellen Abschiedsempfangs, den er für etwa 150 Personen in seiner Residenz gab. „Meine drei Kinder sind hier aufgewachsen, mein jüngster Sohn ist in Löwen geboren, jetzt sind sie alle in Berlin. Wie ich haben auch sie einen starken Bezug zu Belgien.“

Seit August 2011 ist er Deutschlands Botschafter im Königreich Belgien, am 30. Juni war sein letzter Arbeitstag, nun ist Dr. Cuntz im Ruhestand. Bevor in seiner Residenz direkt am Bois de la Cambre das große Packen begann, jagte eine Abschiedsfeier die andere. Vierzig Jahre stand der Vollblutdiplomat im Dienst des Auswärtigen Amtes, davon 12 Jahre als „Wiederholungstäter“ in Brüssel. Bereits Ende der 1980er Jahre war der gebürtige Baden-Württemberger zum ersten Mal als Diplomat in der deutschen EU-Vertretung tätig. Es folgten Stationen im Iran, in Berlin und der Türkei, um nur einige Verwendungen zu nennen, bevor Cuntz 2011 als Deutschlands Botschafter des Königreichs Belgien zum dritten Mal nach Brüssel zurückkehrte, und Belgien aus einem ganz anderen Blickwinkel kennenlernte.

Ob er sich auf Belgien vorbereitet habe, hatte ich ihn kurz nach seiner Akkreditierung im Jahr 2011 gefragt. Eine richtige Schulung sei aus Zeitgründen nicht möglich gewesen, war die Antwort, aber ohne Vorkenntnisse sei er auch nicht nach Belgien gekommen. Auch im Ministerrat habe er viel mit Belgien zu tun gehabt, das als einer der Gründerstaaten der EU stets ein Partner Deutschlands gewesen sei. Allerdings lerne man als bilateraler Botschafter das Funktionieren des Landes, die Menschen, ihre reiche Kultur sehr viel besser kennen, sagte er damals.

Und das tat er in Windeseile. Seine Antrittsbesuche führten ihn in die Deutschsprachige Gemeinschaft, nach Wallonien und Flandern. Französisch sprach er bereits, Niederländisch lernte er bei einem Intensivkursus in Antwerpen. „Wenn man ins kalte Wasser geworfen wird, lernt man die Sprachen schnell,“ so Dr. Cuntz. Aber die Sprachen waren es nicht allein, die seinen großen Beliebtheitsgrad ausmachten. „Er versteht die belgische Seele, die Befindlichkeiten der Belgier in ihrer kulturellen Unterschiedlichkeit,“ so Belgiens Außenminister Didier Reynders mir gegenüber anlässlich eines Empfangs zur Feier der deutschen Einheit.

20150625-Botschaft Brüssel-Empfang zum Abschied des Botschafters-12

Intensiv waren seine Kontakte zu belgischen Wirtschaftsvertretern, die er regelmäßig zum Deutschen Wirtschaftskreis in seine Residenz einlud. Beim letzten Treffen des Wirtschaftskreises, an dem Vize-Premierminister Kris Peeters als Ehrengast teilnahm, dankte er Dr. Cuntz für dessen Engagement für die deutsch-belgischen Beziehungen.

Oliver Paasch, Ministerpräsident der Deutschsprachigen Gemeinschaft, verabschiedete Dr. Cuntz in seinem Amtssitz in Eupen – als Freund der DG. Mit Herzblut und großem Engagement habe er viel für die Sichtbarkeit und das Ansehen der DG getan. Ein Vermittler im besten Sinn eben. Alle, die ihn kennen, wissen: Der gelernte Jurist war stets an der Sache orientiert, äußerte sich auch zu unangenehmen Fragen und scheute sich nicht, Position zu beziehen. Dabei blieb er stets charmant und ernsthaft zugleich. Auf keinen seiner Gesprächspartner wirkte er je abgehoben, schroff, lehrmeisterhaft oder prätentiös. Gleichzeitig gelang es ihm, als öffentliche Person den nötigen Abstand zu wahren.

Was den Botschafter während seiner fast vierjährigen Amtszeit am meisten beschäftigte, waren die Gedenkfeiern an den Ersten Weltkrieg, ebenso an den Zweiten, sowie jüngst die Schlacht von Waterloo. An der Seite von König Philippe erinnerte er in Ypern an den ersten Giftgasangriff der Geschichte. „Wir haben eine schlimme Geschichte, aber heute sind wir Freude,“ sagte er. Dabei prägte die gemeinsame Verarbeitung der Vergangenheit beider Länder seine Amtszeit. Auch bei dieser schwierigen Aufgabe hatte er für die belgischen Befindlichkeiten den richtigen Instinkt, Einfühlungsvermögen und viel Fingerspitzengefühl. Immer fand er die richtigen Worte. Dankbar sei er, dass Deutschland in das Gedenken mit einbezogen worden sei, nicht nur von den Belgiern, auch von den Franzosen, Briten, Amerikanern, Australiern und anderen.

Im Rahmen des Gedenkens hatte Dr. Cuntz nicht nur den Historikerdialog zwischen belgischen und deutschen Wissenschaftlern angeregt, sondern auch selbst an zahlreichen großen und kleinen Veranstaltungen in ganz Belgien teilgenommen. Neben den offiziellen Feierlichkeiten in Wallonien und Flandern, an denen im vergangenen Jahr Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Joachim Gauck teilgenommen hatten, war die erstmalige Anwesenheit von König Philippe am Treffen der Staatsoberhäupter aus Ländern mit deutscher Sprache im September 2014 in Bad Doberan und Rostock einer der Höhepunkte seiner Amtszeit. „König Philippe sprach auf Deutsch“, so Dr. Cuntz, sichtlich erfreut.

20150625-Botschaft Brüssel-Empfang zum Abschied des Botschafters-16Um sich von all seinen Freunden, Kollegen und Ansprechpartnern zu verabschieden und ihnen zu danken, hatte er jetzt in seine Residenz zahlreiche Persönlichkeiten des politischen, wirtschaftlichen, diplomatischen und gesellschaftlichen Lebens eingeladen. „Es war eine schöne Zeit, die ich hier in Belgien verbringen durfte. Ich danke Ihnen allen, dass Sie dazu beigetragen haben,“ sagte er sichtlich bewegt.

Im Namen der Botschaftsangehörigen verabschiedete sich der Gesandte Michael Häusler von Dr. Cuntz. Er dankte ihm für seine Verdienste um die deutsch-belgischen Beziehungen. Damit er Belgien nicht vergisst, überreichte er ihm „Belgium in a bag“ – eine Aktentasche gefüllt mit Delikatessen. Musikalisch umrahmt wurde der Abschiedsempfang von zwei virtuosen Sängerinnen der Musikhochschule Namur.

Dass er nach Brüssel vielleicht als Privatmann oder in einer sonstigen Funktion zurückkehrt, will Dr. Cuntz nicht ausschließen. „Durch meine verschiedenen Aufenthalte haben sich hier Freundschaften aller Art ergeben. Belgien ist zwar klein, was seine Oberfläche betrifft, aber ein so vielfältiges Land. Ich habe versucht, jedes Dorf hier kennenzulernen, was mir nicht gelungen ist. Dazu brauche ich noch mehr Zeit, insofern ist es durchaus möglich, dass ich zurückkomme.“


Abdelkarim aus Bielefeld zwischen Ghetto und Germanen

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Von Jan Kurlemann

abdelkarimComedy oder Politisches Kabarett?

Ein verjüngtes Publikum war am 29. Juni 2015 in die „W-Halll“in Brüssel geströmt, um sich Abdelkarim mit „Zwischen Ghetto und Germanen“ anzusehen. Zum ersten Mal war der gebürtige Bielefelder, Sohn marokkanischer Eltern,in der belgischen Hauptstadt. War die Veranstaltung ein Bruch mit der Tradition des Brüsseler Politischen Sommerkabaretts, zu dem der Ortsverein Brüssel der SPD in das Kulturzentrum der Gemeinde Woluwe-St-Pierre/Sint-Pieters-Woluwe eingeladen hatte? Oder war es einfach eine Weiterentwicklung des bewährten Formats?

450 Zuschauer füllten den Theatersaal und waren gespannt auf den Kabarettabend.

Für den Künstler war es schwierig, vom Bahnhof zum Kulturzentrum zu kommen, weil das Taxi wegen der neuen Fußgängerzone nicht durch die Innenstadt kam. Abdelkarim kam der Brüsseler Straßenverkehr „sehr islamisch“ vor. Als Kompliment war das wohl nicht gedacht.

Vom Klassenclown zum Comedian „mit Migrationsvordergrund“

In der Bielefelder Bronx war Abdelkarim schon als Schüler ein „Frechdachs“, ein Klassenclown, der aus jedem traurigen Ereignis einen Witz zu machen wusste. Neuerdings wohnt er in Duisburg, nach seiner Überzeugung seit zwei Jahren die „Hauptstadt Rumäniens“. Das hat dort zu ganz neuen Sympathien zwischen Türken und Deutschen geführt.

Abdelkarim hatte es schwer in der Hauptschule. Kein Wunder, er konnte kein Türkisch. Auch sonst hatte er eine harte Kindheit. Sein Vater suchte die Kleidung aus: Billigste Schuhe, eine grobe, schmutzfarbene Cordhose, eine Jacke dazu wie die Hose, mit kombinierten Adidas- und Puma-Aufklebern. Dazu der riesige Schulranzen, mit dem man durch keine Tür kam. Doch das Aussehen war dem Jungen „scheißegal“.

Jeden Sommer fuhr die Familie mit dem Auto nach Marokko.
Für „Comedy“ konnte der Sohn seinen Vater nicht gewinnen. Das könne man in Marokko nicht brauchen: „Man kann damit nicht angeben“.

Wer wird im Zug kontrolliert?

Der Künstler berichtete von einer mühseligen Zugreise voll enttäuschter Erwartungen: Keine Zivilpolizisten im Zug, die man so leicht an ihren charakteristischen Hemden erkennen kann. Wären schwarze Reisende im Zug gewesen, hätte man sie zuerst kontrolliert, noch vor ihm.

Integration beschäftigt Abdelkarim sehr, und er berichtet davon, wie er sich täglich darum bemüht. So versuchte er vor kurzem an der Supermarktkasse einen älteren Herrn vorzulassen. „Nein danke“, war die Reaktion,“ich will Sie im Auge behalten.“
Ein gelungenes Integrationsbeispiel liefert ihm sein Nachbar Achmed. Er will ihm eine Hausratversicherung vermitteln. Großartig, meint Abdelkarim. „Früher hätte man die Hausratsversicherung wegen Achmed abgeschlossen“.
Der kabarettistische Höhepunkt ist die Geschichte vom NPD-Flyer auf Türkisch, dessen Übersetzung auf Deutsch lautet „Dieser Flyer ist nur für Deutsche“.

Belgien, Deutschland und Fußball

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SPD-Ortsvereinsvorsitzender Özgür Öner und Abdelkarim

Mit Integration in Belgien ist Abdelkarim nicht vertraut, zum Beispiel im Fußball. Vielleicht so: Im Stadion rechts die Flamen, links die Wallonen und in der Mitte die „Kanaken“.
In Deutschland kommen die Spieler der Nationalmannschaft aus allen möglichen Ländern. Was noch fehlt, ist ein Indianer.

Der „harte“ Ali

Abdelkarims Freund Ali ist ganz anders als er. Er will als „Gangster“ wahrgenommen werden. Polizisten starrt er an, bis sie den Blick abwenden. Manchmal kommt es zu überraschenden Reaktionen – wie einer Dönerbestellung.
Bei Bewerbungen beim depressiven Personal im Arbeitsamt sind beide Freunde chancenlos. Der Job als Türsteher bleibt für die, die nicht in die Disco hineinkommen.
Zur Zeit tun dem Künstler die Griechen leid. In den Medien und in der öffentlichen Debatte würden sie „fertiggemacht, als ob sie Moslems wären“.

Auf Wiedersehen

Herzlich, aber ohne Zugabe verabschiedet sich Abdelkarim vom Brüsseler Publikum. Sein Auftritt war eine überraschende Erfahrung. Scharfsinnig deckte der Künstler Stereotypen auf, bürstete die Integration gegen den Strich. Die geübten Kabarettfreunde hatten viel von dem Abend, und der jüngere Publikumsteil ebenfalls. Gelacht haben sie alle, auch wenn das Lachen manchmal fast im Halse stecken blieb.

Eine Maxitüte kandierter Büroklammern

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Von Miriam Pankarz.

TERZIO_RitterRost_Wallpaper_1024x768_PferdFarbenfroh, schräg und urkomisch ist Schrottland, das Land mit seinen skurrilen Gestalten. Diese Welt ist das Zuhause von Ritter Rost und seinen liebenswerten Freunden. Der Autor dieser bunten Kinderwelt, Jörg Hilbert, las als Stargast in der Internationalen Deutschen Schule Brüssel aus seinem Buch „Ritter Rost und die Zauberfee“ vor.

Der Titelheld war auch gekommen, wohnte dem Spektakel auf einer Kiste bei und lauschte gemeinsam mit den Vorschul- und Grundschulkindern der abwechslungsreichen Buchpräsentation. Neben der eigentlichen Lesung wurden die Lieder der zugehörigen Musical-CD abgespielt und einige davon sogar gemeinsam gesungen. Im Anschluss gab Hilbert Autogramme und Ritter Rost ließ sich aus nächster Nähe bestaunen.

Die Geschichte fängt mit Müll an

„Alle hundert Jahre muss mal ausgemistet werden. Das ist auf der ganzen Welt so, auch auf der Eisernen Burg des Ritters Rost. Behauptete jedenfalls das Burgfräulein Bö. Der Ritter fand das gar nicht gut. Immer muss ich alles machen, schimpfte er, während er auf dem Dachboden räumte, rumpelte und pummelte. Es war nämlich erst vier Monate her, dass er um ein Haar den Müll rausgetragen hätte. Ganz alleine!“

Die Geschichte besticht durch viel Charme, Humor und abwechslungsreiche Musik. Wir erfahren, dass der Ritter beim Aufräumen auf dem Dachboden die eingeklemmte Zauberfee Glöckchen entdeckt (gesungen von Judith Holofernes), sie befreit und dafür als Dank drei Wünsche erhält. Bescheiden wie der Ritter nun mal ist, wünscht er sich „über und über golden“ zu sein, „eine extralange Luxuskutsche, mit allem Zip und Zap und Minibar“ und so viele Wünsche frei zu haben wie er will. Das Chaos ist vorprogrammiert, aber wir verraten nichts.
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Ritter Rost im Kinderzimmer

Wer den Ritter Rost und seine amüsanten Abenteuer noch nicht kennt, sollte dies dringend nachholen. Die Ritter Rost Kinderbuchreihe ist ein Musical für Kinder, entstanden aus der Feder von Jörg Hilbert und dem Klavier des Komponisten Felix Janosa.

Die Bücher von Ritter Rost finden sich wohl fast in jedem deutschen Kinderzimmer. Die Geschichten um den Ritter, der ganz aus Blech besteht, sind ein großer Spaß für Groß und Klein. Endlich mal eine Kindergeschichte, die auch Erwachsenen gefällt.

Wer am liebsten, bei einer langen Autofahrt, schon immer die elende Benjamin-Blümchen-CD aus dem Fenster werfen wollte, kann beruhigt sein, denn dies Verlangen wird man beim Ritter Rost nicht verspüren. Die Erzählungen um diesen scheppernden Edlen enthalten nichts Plakatives, hier wird nicht mit der moralischen und pädagogischen Keule um sich geschlagen. Ganz im Gegenteil, der Ritter Rost, gesprochen und gesungen von Björn Dömkes, ist der typische Antiheld. Er kann nichts besonders gut, ist stinkend faul, für einen wahren Ritter ein ziemlicher Angsthase, liebt kandierte Büroklammern, benimmt sich wie ein Matscho und singt gerne mal eine Lobeshymne auf sich selber. Beschreibungen, die eigentlich erst einmal abschrecken, aber – er hat ein gutes Herz und erscheint nur auf den ersten Blick wie ein Flegel.

„Mein Vater hat mich hergestellt
aus dem schönsten Schrott der Welt.
Statt Cola oder Dosenbier
trinke ich Maschinenschmier.
Der schönste, stärkste, klügste Mann
In Süd und West und Ost.
Ja, so bin ich
der Ritter Rost.“

Der Ritter lebt auf der Eisernen Burg mit seinem Burgfräulein Bö, gesprochen und gesungen von Patricia Prawit, ihrem sprechenden Hut und dem Feuerdrachen Koks. Bö ist eine liebreizende Person, sie sorgt für den Haushalt und ist eigentlich (wie alle Mamas in der Wirklichkeit) der wahre Held auf der Burg. Sie greift sogar zur Schwert und Lanze und beschreibt sich in einem Lied wie folgt „…ich bin die tapfere Burgfrau Bö. Ich habe Kraft, ich habe den Mut, ich kann, was der Ritter kann, nur dreimal so gut…“

Die fröhliche Hausgemeinschaft wird komplettiert durch den Feuerdrachen Koks, gesprochen und gesungen vom Mitautor Felix Janosa, dieser trägt eine Feuerzeug-Nase und ist als erster aus der Feder von Jörg Hilbert gerutscht. Erst danach entstand die Figur des Ritter Rost. Als Vorbild für den Ritter diente Hilbert ein alter Peugeot 404 Kombi und die Registrierkasse der Bäckerei seiner Heimatstadt.

Der Ritter macht Karriere

DSC_4778In den vergangenen 20 Jahren sind 14 Musicals der Kinderbuchreihe entstanden, es gibt eine Zeichentrickserie, Hörspiele, Theaterproduktionen, regelmäßig sind die Lieder auch bei der Sendung mit der Maus zu sehen. 2012 entstand sogar ein Kinofilm von dem blechernen Ritter „Eisenhart und voll verbeult“.

Alle Figuren sind sehr liebevoll illustriert, die Geschichten sind phantasievoll gestaltet und sehr abwechslungsreich. Die Musik von Felix Janosa streift durch unterschiedliche Musikgenres und lädt den Hörer zum Tanzen und Mitsingen ein. Das Duo Hilbert Janosa bietet eine besondere Form, Kindern und auch Erwachsenen eine fröhliche Zeit zu bescheren.

Nähere Informationen:

http://www.carlsen.de/terzio/ritter-rost

Rasanter Anstieg von Kunstgalerien in Belgien

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Zum Beispiel: Rossicontemporary

Von Sibylle Schavoir.

Seit 2008 hat sich die Zahl der Kunstgalerien in Belgien vervierfacht. Das ist ein bemerkenswerter boom, der sich über ganz Belgien erstreckt. Von Flandern, über Brüssel bis hin zur Wallonie. Innerhalb eines Zeitraums von nur sieben Jahren, gerechnet von 2008 bis 2014, haben sich die seinerzeit nur 72 Galerien auf 318 erhöht. In Flandern ist der Anstieg am bedeutendsten, da stieg die Zahl von 35 im Jahr 2008 auf 176 in 2014.

Erstaunlicherweise ist Brüssel nicht so stark vom boom verwöhnt, dort hat sich die Zahl von damals 23 auf heute 87 erhöht, was dennoch bemerkenswert ist.

Warum ist gerade Belgien so gefragt, daß sich hier so viele « Galéries d’Art » niederlassen? Zum einen ist es die Miete, die im Vergleich zu anderen attraktiven Kunststädten wie London und Paris, noch erschwinglich ist. Madame Valérie Bash ist Französin und hat ihre 1 200 m2 große Galerie in Brüssel erworben. Sie ist zufrieden. « In Paris und London ist die Konkurrenz sehr groß. Der Markt ist praktisch übersättigt. Die Mieten sind enorm hoch. Nie hätte ich eine Galerie in der Grösse, wie ich sie hier in Brüssel habe, je in London oder Paris zum gleichen Preis erwerben können ».

Belgien, das Herz Europas

Aber nicht alleine der Preis spielt eine wichtige Rolle. Belgien liegt im Herzen Europas. Alles ist so nah. Das erleichtert die Kontakte, den Transport und regelmäßige Besuche von Kunstliebhabern. Belgien hat eine lange Tradition auf dem Gebiet der ‚Schönen Künste‘. Betuchte Belgier sammeln seit Generationen und geben ihre Kollektionen von Generation zu Generation weiter.

War es früher hauptsächlich im bekannten Viertel von Sablon im Zentrum Brüssels, wo berühmte Galerien ihre prachtvollen Kunstgegenstände ausstellten, so hat sich das mehr und mehr verlagert. St. Gilles und Ixelles gehören heute unter Künstlern zu den gefragtesten Vierteln, da hier die Miete nicht so hoch ist wie am Sablon. Auch das sehr populäre Stadtviertel der Marolles erfreut sich zunehmend wachsender Nachfrage. Aber, so meint Klass Muller, seit 1966 Galerist am Sablon: Der Sablon ist und bleibt die Adresse für Antiquitätenliebhaber und Kenner der alten Kunst.

Der neue „Bilaterale“

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BotLüdekingSeit Mitte August kennen wir den neuen „bilateralen“ Botschafter der Bundesrepublik Deutschland. Er heißt Rüdiger Lüdeking und wird, als erste Amtshandlung, in den nächsten Tagen König Philippe sein Beglaubigungsschreiben überreichen. Bis zu dessen Annahme ist er offiziell nur „designiert“.

Belgieninfo wird die neue Personalie noch besonders würdigen. Hier die Darstellung aus dem Internet-Lexikon Wikipedia:

Rüdiger Lüdeking, geboren am 12. Februar 1954, ist ein deutscher Diplomat und seit 2015 deutscher Botschafter beim Königreich Belgien. Nach dem Schulbesuch trat er 1972 in die Bundeswehr ein und absolvierte dort eine Ausbildung zum Reserveoffizier und wurde 1974 als Leutnant entlassen. Nach der Ableistung von Wehrübungen wurde er 1983 zum Hauptmann der Reserve befördert. Anschließend studierte er zwischen 1974 und 1979 Geographie, Anglistik und Philosophie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Während dieser Zeit war er zwischen 1977 und 1980 auch als Teilzeitlehrer am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium in Lünen sowie bei der Henkel AG & Co. KGaA in Düsseldorf tätig.

1980 trat er in den Diplomatischen Dienst ein und war bereits während seines Vorbereitungsdienstes 1981 Mitglied der Delegation der BRD bei der 3. UN-Seerechtskonferenz. Nach Beendigung des Vorbereitungsdienstes war er zunächst zwischen 1982 und 1983 Mitarbeiter des Referates für Europäische Politische Zusammenarbeit im Auswärtigen Amt in Bonn und dann von 1983 bis 1985 Erster Sekretär der Delegation der BRD bei den ei den Wiener Verhandlungen über Truppenreduzierungen in Europa, den sogenannten MBFR-Verhandlungen (Mutual and Balanced Force Reductions). Nach seiner Rückkehr war er zwischen 1985 und 1987 Persönlicher Referent des Staatsministers im Auswärtigen Amt, Lutz Stavenhagen.

Zwischen 1987 und 1990 fungierte er als Stellvertretender Leiter der Delegation bei der Genfer Abrüstungskonferenz (UN Conference on Disarmament (UNCD)) und war im Anschluss bis 1992 Stellvertretender Leiter der Botschaft in Namibia. Danach kehrte er in die Zentrale des Auswärtigen Amtes nach Bonn zurück und war dort Stellvertretender Referatsleiter für Sicherheit und Rüstungskontrolle in Europa. 1994 wurde er dann Stellvertretender Leiter des Referats 011 (Parlaments- und Kabinettsreferat). Nach dem Absolvieren eines Kurses am Royal College of Defence Studies (RCDS) in London 1996 war er bis 2000 Leiter der Wirtschaftsabteilung an der Botschaft im Vereinigten Königreich.

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland war er im Auswärtigen Amt in Berlin zunächst im Referat für Konventionelle Rüstungskontrolle (Referat 242) und im Anschluss zwischen 2001 und 2005 Leiter des Referats für Nukleare Rüstungskontrolle und Nichtverbreitung (Referat 240). Zuletzt war er von 2005 bis 2008 Stellvertretender Beauftragter der Bundesregierung für Fragen der Abrüstung und Rüstungskontrolle im Auswärtigen Amt (Abteilung 2A).

Am 29. Juli 2008 wurde Rüdiger Lüdeking Ständiger Vertreter der Bundesrepublik Deutschland bei dem Büro der Vereinten Nationen und bei anderen internationalen Organisationen in Wien. Dieses Amt übte er bis 2012 aus und wurde dann von Max Scharinger abgelöst, der bisher Gesandter und Stellvertretender Ständiger Vertreter an der Ständigen Vertretung bei den Vereinten Nationen in Genf war. Lüdeking selbst wurde am 13. Juli 2012 Botschafter und Ständiger Vertreter bei der OSZE in Wien und damit Nachfolger des in den Ruhestand getretenen Heiner Horsten. 2015 wurde er von Eberhard Pohl abgelöst.

Seit dem Sommer 2015 ist Rüdiger Lüdeking deutscher Botschafter beim Königreich Belgien, wo er Dr. Eckart Cuntz ablöst.

Jubiläum in der Deutschsprachigen Evangelischen Gemeinde in Belgien

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EV1Von Ragna von Glasenapp.

In diesem Jahr jährt sich die Einweihung des Evangelischen Gemeindezentrums in der Ave. Salomélaan 7 in Woluwé – St Pierre zum 40sten Mal. Die nach dem 2. Weltkrieg zurückerworbene Lutherkirche in der Ave. Charbo war für die wachsende deutschsprachige Gemeinde in Brüssel schon in den 60iger Jahren zu klein geworden. So wurde damals nach einem neuen Grundstück für die Deutschsprachige evangelische Gemeinde Ausschau gehalten, um dort ein Gemeindezentrum zu errichten. Nach einer längeren Planungsphase wurde das lichtdurchflutete, heute noch modern anmutende und sehr großzügige Gebäude 1975 eingeweiht. Seitdem sind bereits 8 Pfarrer und Pfarrerinnen von der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD) in Hannover nach Brüssel in den Auslandsdienst entsandt worden und haben hier,, unterstützt von vielen engagierten Mitgliedern und Freunden der Gemeinde, das Gemeindeleben gestaltet.

Die sonntäglichen Gottesdienste locken immer wieder zum Innehalten im Brüsseler Alltag. Das breite Angebot für Kinder und Jugendliche findet großes Interesse bei deutschsprachigen Familien. Neu nach Brüssel Zugezogene werden in der evangelischen Gemeinde herzlich willkommen geheißen und können erste Kontakte knüpfen. Den Menschen, die im Ausland leben, will die Gemeinde ein Zuhause bieten und Menschen in Notsituationen Halt geben.

Diese Gedanken aufnehmend haben die Mitglieder der Gemeinde im vergangenen April auf einer Versammlung den Namen der Gemeinde mit dem Zusatz Emmausgemeinde ergänzt. Wie in der Emmauserzählung aus der Bibel erleben hier viele der ‚Expatriates‘, dass sie Gäste in Belgien sind, einige bleiben und viele gehen, immer wieder werden Neue aufgenommen oder es muss wieder Abschied genommen werden.

Direkt nach der Sommerpause am 5. und 6. September 2015 lädt deshalb die evangelische Gemeinde alle Interessierte, Neuankömmlinge, Freunde und Mitglieder zu einem großen Jubiläumsfest ein.

Mit einem Kammermusikkonzert, das die Musik von Frescobladi bis Bach zum Klingen bringen soll, wollen uns Anneli Harteneck (Sopran), Sarah Vermeyen (Querflöte), Wim Spaepen (Violine), Stijn Saveniers (Violonchello), und Gertrud Schuhmacher (Cembalo) am Samstag, den 5. September um 19.00 Uhr erfreuen und damit die Feierlichkeiten festlich beginnen. Anschließend werden alle Zuhörer zu einem Umtrunk eingeladen.

Am Sonntag, den 6. September um 10.30 Uhr wird zu dem Festgottesdienst die Vizepräsidentin des Kirchenamtes der EKD und Leiterin der Hauptabteilung Ökumene und Auslandsarbeit Bischöfin Petra Bosse Huber aus Hannover erwartet und mit Pfarrer Weißer den Festgottesdienst halten. Danach wird zum Gemeindefest mit reichhaltigem Programm geladen. Das Presbyterium hat eigens eine Jubiläumsfestschrift herausgebracht, die beim Jubiläum erworben werden kann.

Darüber hinaus soll dieses Wochenende auch Bischöfin Petra Bosse Huber die Gelegenheit geben, die Gemeinde und das Brüsseler Umfeld kennenzulernen, steht doch im kommenden Jahr wieder ein Pfarrerwechsel in der Gemeinde an. Pfarrehepaar Weißer wird die Gemeinde nach über 5 Jahren verlassen und nach Deutschland zurückgehen. Die Evangelische Kirche Deutschland (EKD) in Hannover begleitet und unterstützt diesen Pfarrerwechsel, in dem sie nach einem Ausschreibungsverfahren in Deutschland der Gemeinde 3 Pfarrerpaare zur Wahl vorschlägt. Die Gemeinde wird im Frühjahr zwischen diesen 3 Pfarrerpaaren ein Pfarrerpaar wählen, die dann ab Sommer 2016 von der EKD aus Deutschland für 6 Jahre nach Brüssel in die Gemeinde entsendet werden werden.

„Save water, drink Riesling“

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Hessen

Statt Gewühl: Weinköniginnen mit Puttrich (m.), Dorfmann und Staatssekretär Mark Weinmeister (r.)

Von Rudolf Wagner

Die inzwischen 10. Ausgabe des Hessischen Weinfestes hat – auch das ist Tradition – wieder mal alle Mengen und Maße gesprengt. Die meisten der etwa 1000 Gäste waren sicherlich erstaunt, sich in die lange Reihe der Wartenden vor dem Eingang der Landesvertretung in der Rue Montoyer 1 einreihen zu müssen, um einzeln nacheinander eingelassen zu werden. Sicherheitsgründe? Drinnen knallten nur Sektkorken hessischer Provenienzen.

Wer in die heiligen Hallen gastronomischer Genüsse, eingeschlossen Grüne Soße und Äbbelwoi, vordringen wollte, musste drinnen nicht nur Ellenborgen zur Gedrängeabwehr ausfahren, sondern sich auch an den Ansprachen von Europaministerin Lucia Puttrich und des Tiroler MdEP Herbert Dorfmann erfreuen, der natürlich mit freudigen Buhrufen aus dem Hintergrund begrüßt wurde, als er auch den Tiroler Wein loben wollte.

Im undurchdringlichen Gewühl der Nachrücker versuchte dann auch der Berichterstatter, an die Tröge zu kommen; nicht vergeblich, aber mit langem Anstehen, und dann gab es keinen Platz zum Verzehr, und wer nicht die Kunst beherrschte, auf einem Weinglas einen Teller mit Inhalt und dem Besteck zu balancieren, konnte niemandem die Hand reichen, Freunde und Vorgesetzte eingeschlossen. Vorausgesetzt, man hätte sie in der engen Menge entdeckt.

Prominente Winzer aus dem Rheingau und von der hessischen Weinstraße gaben sich die Ehre, die Massen drängten sich an ihren Ständen. Und am Äbbelwoi-Stand haben wir gelernt, dass alle, die Äbbelwoi trinken, auch etwas Gutes für die Natur tun. Die Streuobstwiesen und die Fledermäuse in den Höhlen der Altbäume trinken wir nämlich im Bembel mit, jawohl!

Andere haben andere Argumente für ihre Erzeugnisse. Wie sagt es doch der Leitspruch eines angesehenen hessischen Winzers: „Save water, drink Riesling!“

Es gab auch Bier. Und im nächsten Jahr drängeln wir wieder.

Bist du ein Ich-lese-gerne-Belgieninfo-Mensch?

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Persbericht VerkeerscampagneVon Marion Schmitz-Reiners

„Bist du ein Der-Zebrastreifen-ist-schnell-entdeckt-Fußgänger?“ „Bist du ein Ich-fahre-am-liebsten-in-die-richtige-Richtung-Radfahrer?“ Plakate mit derartigen Aufschriften entdeckten die Antwerpener Anfang September an zahllosen Ampeln und Laternenpfählen der Scheldestadt. Ein verfrühter Silversterscherz? Nein, eine bierernst gemeinte Kampagne der Stadtverwaltung und der Polizei.

„Bist du ein Ich-warte-kurz-bis-es-grün-wird-Radfahrer?“ Derartige Slogans, auf Karton gedruckt und mit Plastikdrähten an Laternen- und Ampelpfählen festgebunden, verunzierten wochenlang ganz Antwerpen. Die Kartons weichten im Regen auf. Der Duktus war unbeholfen. Wer hatte sich hier als Laientexter betätigt? Waren das Logo der Stadtverwaltung und der Polizei auf den Plakaten eine Fälschung? Nein.

Antwerpens Polizei und Stadtverwaltung hatten sich aufgemacht, Radfahrer und Fußgänger auf ihre Fehler hinzuweisen. Denn die vier wichtigsten Unfallursachen in der Scheldestadt seien „Zu schnell fahren“ (Radfahrer!), „Die rote Ampel missachten“ (Radfahrer!), „Auf dem Bürgersteig radeln“ und „Auf dem Radweg in Gegenrichtung fahren“. Allerdings hatte diese „Statistik“ einen kleine Schönheitsfehler. Auf der Kampagne-Website war nämlich nicht erwähnt, dass nach wie vor die meisten Verkehrsunfälle von Autofahrern verursacht werden.

Radfahrerverbände stellten sich auf die Hinterbeine. Nachdem sie sich vom ersten Schrecken erholt hatten, erkundigten sie sich bei der Polizei nach dem Zustandekommen dieser „Statistik“. Nach langem Schweigen bekamen sie Auskunft. „Es ist unmöglich, die Zahl der Unfälle schwacher Verkehrsteilnehmer in Zahlen zu fassen. Allerdings hat die Verkehrspolizei aufgrund ihrer Erfahrung und ihres Empfindens (!) festgestellt, dass immer mehr Unfälle durch Radfahrer und Fußgänger verursacht werden, die sich wie Rowdys (!) benehmen.“ (Ausrufezeichen von der Verfasserin hinzugefügt.)

Das konnte die Antwerpener Radfahrer und Fußgänger auch nicht besänftigen. Zumal in Antwerpen mit dem Auto beinahe kein Durchkommen mehr ist und die meisten Großstädte alles daran setzen, ihre Bürgerinnen und Bürger aufs Rad zu hieven. Also holten die schwachen Verkehrsteilnehmer zum Gegenschlag aus. Im Facebook erschienen ge-fotoshoppte Alternativplakate.

„Bist du auch ein Ich-werde-jeden-Tag-zehn-Mal-beinahe-totgefahren-Radfahrer?“ lasen wir dort. Oder „Bist du auch ein Ich-werde-durch-diese-schwachsinnigen-Plakate-vom-Bürgersteig-gedrängt-Fußgänger?“ Tatsächlich ragte manches Plakat unglücklich über den Radweg oder den Bürgersteig. Auch Autofahrer kriegten ihr Fett ab: „Bist du ein Ich-esse-meine-Stulle-im-Auto-während-ich-einen-Zebrastreifen-blockiere-Fahrer?“

Aber die Guerilla rächte sich auch analog. Unter dem Plakat „Bist du ein Der-Zebrastreifen-ist-schnell-entdeckt-Fußgänger?“ hatte nächtens jemand geschrieben: „Bist du eine Ich-behandele-meine-Bürger-wie-Kleinkinder-Stadtverwaltung?“ Und unter dem Slogan „Bist du ein Ich-warte-kurz-bis-es-grün-wird-Radfahrer“ wurde zur Abstimmung aufgerufen. „Ja“ bekam sechs Kreuzchen, „Nein“ zwanzig.

Jemand hatte ein Plakat mit der Frage „Bist du ein Auch-so-neugierig-wieviel-Geld-in-diese-debile-Kampagne-geflossen-ist-Mensch?“ ins Internet gestellt. Die Antwort sickerte schnell durch: 172.000 Euro hatte die Stadtverwaltung einer Werbeagentur gezahlt. Aber den Plakaten war kein langes Leben vergönnt. Während sich halb Antwerpen kringelig lachte über die Parodien, schickte der Bürgermeister seine Trupps los, um die Plakate unauffällig wieder zu entfernen. Eines Morgens waren sie plötzlich weg. Und seitdem kann man auch wieder ungehindert den Zebrastreifen betreten.


Ein Belgier als Gaucho

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Ein Gitarrist aus Belgien, der unterdessen in Brüssel wie auch in Berlin zu Hause ist, entführt uns musikalisch in die argentinische Pampa und zu den Gauchos. Vorhang auf für Jeanfrançois Prins! Mit ihm unternehmen wir zu Beginn eine Reise an den Schwarzen Nil und fragen uns, warum es nicht der Blaue Nil ist, erleben mit „Zorro“ ein Mantel-und-Degen-Abenteuer, verbringen eine Nacht in der Pampa („Noche en Las Pampas“) und flanieren auf der „5th Avenue“.

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Das Repertoire der aktuellen CD besteht aus sechs Kompositionen von Prins („Wet“, „Zorro“, „Fifth Ave.“, „Noche en las Pampas“, „What?“ and „Futebol“), drei Stücken von Wayne Shorter („El Gaucho“, „Teru“ and „Black Nile“), zwei Standards („Spring is Here“ (1929) aus der Feder von Richard Rodgers und Lorenz Hart und „I’ll be Seeing You“ (1938), integriert in das Broadway Musical „Right This Way“) und einer Arbeit des Schlagzeugers Victor Lewis („I Wanted to Say“), der zur Band von Prins ebenso gehört wie der Saxofonist Rich Perry und der Bassist Joris Teepe.

Jazzige Nilreise

Mit „Black Nile“ eröffnet Prins sein Album und lässt uns an den weichen Klangwellen teilhaben, die er als Thema wie auch in seinen Phrasierungen anstimmt. Man kann sich als Zuhörer gut fallen lassen und mit geschlossenen Augen über den Nil schippern, derweil sich ein Teil der Band wie der Bassist Joris Teepe solistisch zeigt. Dabei interveniert Prins zu den tieftönigen Läufen mit kurzen Gitarrenattacken. Erst zum Schluss des Stücks bringt sich auch Victor Lewis am Schlagzeug mehr ins Spiel. Um die Frage „What?“ zu beantworten, ist auch der Saxofonist Rick Perry gefragt. Begleitet von Gitarrenläufen eröffnet Perry diese Komposition von Prins. Dumpfes Bassgezupfe ist ebenso zu vernehmen. Die virtuosen Gitarrenläufe lassen im Verlauf des Stücks an die musikalische Umsetzung von Zweifel denken, der beschwichtigt werden soll. Es scheint ein gewisses Hin und Her, in das sich auch der Bass über weite Strecken einmischt. Abschließend hat dann wieder Perry mit seinem Saxofon die Oberhand bei der Frage nach dem Was.

Zorro, der Rächer der Entrechteten, und der brasilianische Fußball

Nachfolgend erscheint musikalisch der Rächer der Entrechteten auf der Bühne. „Zorro“ zeigt sich. Dabei unterstreicht Prins mit seinem Spiel die Faszination, die für ihn von diesem Helden der „Mantel-und-Degen-Filmwelt“ ausgeht. Rhythmik und Harmonie suggerieren, dass Zorro durch die Nacht reitet, immer unterwegs, um die Rechte der Armen zu erstreiten. Schneidig sind die Gitarrenpassagen, die wir zu hören bekommen. So erleben wir musikalisch Zorro, den Mann mit der Gesichtsmaske und dem Talent, den Degen gekonnt zu schwingen.

Mit „Noches en Las Pampas“ bleiben wir noch ein wenig in Lateinamerika. Dabei ist nicht zu überhören, dass uns Prins einen Hauch von Bolero präsentiert, fernab vom berühmten Bolero Ravels! Als eine Hommage an den brasilianischen Fußball ist die Prins-Komposition „Futbol“ gedacht, obgleich die Nachfolger von Pele unterdessen längst entzaubert wurden, als die deutsche Nationalmannschaft bei der letzten WM einen historischen Sieg gegen die „Unbesiegbaren“ errang. Nein, Astrud Gilberto und Gil Gilberto gilt wohl nicht die Hochachtung von Prins. Eher muss man an Stan Getz und dessen Affinität zu brasilianischer Musik denken, wenn man sich in den Titel vertieft. Hört man nicht Dribblings, Spielverzögerungen und Flankenspiel, die da vom Saxofon musikalisch eingefangen werden? Wird der Gegner nicht durch Körpertäuschungen schwindlig gespielt? Mit dem Standard „I’ll be seeing you“ beendet Prins seine aktuelle, sehr gelunge Einspielung, die zwischen Latin Jazz und Jazz aus Europa changiert.

Info: Jeanfrançois Prins El Gaucho, Challenge Records | CR 73337

© ferdinand dupuis-panther

Begegnung mit der Geschichte: Theodor Heuss

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imagesVon Rudolf Wagner

Der erste Präsident der Bundesrepublik Deutschland, „Papa“ Heuss, war nicht nur ein Politiker, sondern auch Journalist und ein Mann der Literatur, nicht zuletzt ein Weinfreund, der sogar seine Doktorarbeit dem Weinbau widmete. Die Vertretung des Landes Baden-Württemberg ehrte den großen Deutschen mit der Ausstellung „Der schreibende Präsident“ und vergaß nicht, lehrreiche Ansprachen und Vergnügliches mit süffigen Schoppen aus der Weinstadt Brackenheim, Heuss‘ Geburtsort, zu veredeln.

Heuss_Theodor_Öl-Weisgerber_1905Der eigentliche Höhepunkt des historisch wie literarisch überraschenden Abends in der Rue Belliard war die Bekanntschaft mit dem Jüngling Heuss, der mit 17 Jahren begann, Gedichte zu reimen und mal über „Mein Hass“, mal über „Sturm, herrlicher Sturm“ in bewegten Worten seine Empfindungen herausschrie und dann auch über Liebe sprechen konnte („Birken“), ungleich zarter, und wohl auch immer an eine gewisse Elly Knapp gerichtet, die später seine Frau werden sollte. Er war drei Jahre jünger als sie.

Dr. Thomas Schmidt vom Deutschen Literaturarchiv Marbach zeichnete das Bild des jungen Bohemien, den die Liebe „domestiziert“ habe; Dr. Ernst Wolfgang Becker und Götz Schneyder teilten sich Kommentare und Rezitationen zu den Heuss-Gedichten; Brackenheims Bürgermeister sorgte für Wein und Staatssekretär Jürgen Walter MdL für eine kenntnisreiche Begrüßung; dass Heuss als Reichstagsabgeordneter für das Ermächtigungsgesetz gestimmt hatte, thematisierte niemand. Es ist gemütlicher, Anekdoten zu erzählen: „Wie lange haben Sie zum Verfassen dieser wunderbaren Rede gebraucht, Herr Bundespräsident?“ – „Drei Viertele!“ Heuss pur.

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Theodor-Heuss-Museum der Stadt Brackenheim, Statue

Die Wanderausstellung des Deutschen Litaraturarchivs Marbach und des Theodor-Heuss-Museums der Stadt Brackenheim enthält Bücher, Schriftstücke, Bilder und ist nach 12 Ausstellungsorten nur noch bis zum 8. Oktober in Brüssel zu sehen, dann kehren die Ausstellungsstücke wieder an ihre Standorte zurück.

In der Erinnerung bleibt ein bemerkenswerter Mensch zurück. Heuss wird bei einem weinseligen Gespräch immer fröhlicher. Ermahnung des persönlichen Referenten: „Herr Bundespräsident, wir sollten jetzt aufbrechen!“ Antwort: „Der ist scho‘ gange, der Heuss bleibt hocke!“

Fächer und Vasen zwischen Eros und Feuer

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Fächer u ArtNouveau Vasen Schellhorn-GruppVon Thomas A. Friedrich.

Die Art Nouveau/Art Deco Biennale 2015 öffnet im Oktober private Jugendstilhäuser und gibt Einblicke in private Sammlungen und Schätze des Jugendstils in Belgien. Die zwei Belgieninfo-Autoren Walter Grupp und Margaretha Mazura zeigen am Wochenende des 10. und 11. Oktober im „Concert Noble“ Fächer und Vasen, Pokale und Gläser in einer einmaligen über Jahrzehnte zusammengetragenen Sammlung von namhaften Künstlern.

In der Antike waren sie bereits in Ägypten und Indien zum Entfachen von Feuer und zur erfrischenden Kühlung verbreitet. Aber auch bei den Griechen und Römern fanden sich Stielfächer aus Balsamholz oder Federngeflecht. Faltfächer finden erst im 16. Jahrhundert den Weg von Japan nach Europa.                      Ihre Blütezeit auf dem europäischen Kontinent erlebten die wie ein Pfauenschweif aufklappbaren Fächer im Frankreich des 18. Jahrhunderts. Bemalt, bedruckt, bestickt oder mit Pailletten und Federn besetzt eroberten sie nicht nur das höfische Leben im Zeitalter Ludwig XVI. Die kunst- und phantasievoll gestalteten Fächer avancierten auch zum Kommunikations- und Flirt-Utensil in weiten Gesellschaftsbereichen.

Vom Floralen bis zum Schäferstündchen
Ob beim Konzert- oder Theaterbesuch, beim Flanieren im Park oder im verschwiegenen Gartenpavillion: Fächer wedelten in weiblicher Hand zarte Botschaften an das andere Geschlecht, verhüllten oder offenbarten, wiesen ab oder ermunterten dazu, das Wort an die sittsame Dame zu richten. Die Vielfalt der Motive von Floralmustern über Landschaftsmalerei oder die Abbildung koketter Schäferstündchen bishin zu frivoler Erotik spiegelte dabei nicht selten Temperament oder Gemütsverfassung der in der Öffentlichkeit des 18. Jahrhunderts zur Sittsamkeit verpflichteten Dame.

Belgien wird Zentrum des Art Nouveau
Im Jugendstil des 19. Jahrhunderts machen die Architekten Victor Horta, Paul Hankar und Henry Vandervelde Belgien zum Zentrum des Art Nouveau. Im Verständnis des Jugendstils schafft der Architekt und Baumeister nicht nur die statische Konstruktion, Aufteilung und äußere Hülle eines Bauwerkes, sondern kreiert im Sinne der Dekorativen Kunst auch Fassaden, Möbel, Lampen und Vasen für das Interieur eines Hauses.

Der deutsche Fachanwalt für Steuerrecht Walter Grupp und seine Gattin Sylvia Schellhorn öffneten am ersten Oktoberwochenende in Brüssel für die Belgisch-Deutsche Gesellschaft (BDG) und nahezu 400 Besucher ihr Herrenhaus, um die Öffentlichkeit an ihrer einzigartigen Sammlung von Vasen, Glasern, Schalen, Wandtellern, Soliflore und Kerzenständern teilhaben zu lassen. So finden sich weit über 50 Exponante von Walter Almaric, Rigot Edmond, Verlys, Val-Saint-Lambert, Tiffany Louis Comfort, Scailmont, Raspiller Georges, Pallme-Koenig, Moser & Söhne Ludwig, Lorrain, Legras,  Gallé Emile oder Daum in einer kompletten Werkschau des Jugenstilschaffens vom Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts.

Margaretha Mazura (l.) und die Hausherrin Slyvia Schellhorn

Wienerin „folle“ für Fächer aus allen Jahrhunderten
Zu den Raritäten gehören auch zwei Vasen von Georges de Feure. „Georges de Feure hat sowohl Vasen wie auch Fächer entworfen“, erzählt die in Brüssel lebende Österreicherin  Margaretha Mazura über ihre Entdeckung. Die Fächer-Liebhaberin Mazura hat aus ganz Europa Fächer aus mehreren Jahrhunderten zusammengetragen. Die Wienerin läßt in der Brüsseler Antiquitäten- und Brocante-Szene keine Gelegenheit aus, um ständig neue „trouvailles“ aufzustöbern. Im Haus Grupp-Schellhorn hat sie die Ausstellung nicht nur um zwei Fächer von Georges de Feure und eine von ihm gestaltete Klavierpartitur ergänzt, sondern stilvoll die Vasensammlung um dutzende reizvoll drapierte farbige Fächer aus verschieneden Stilrichtungen bereichert.

Nicht versäumen:  die Vasen- und Fächerschau  „Plumes et Paillettes“ im Concert Noble am 10. und 11. Oktober in der  Rue d’Arlon 82-84, 1040 Brüssel.   http://eventailfan.blogspot.be

 

 

Ein Kinderbuchautor, der zu begeistern weiß

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061015_Baltscheit_0Von Friedhelm Tromm.

Der vielfach preisgekrönte Kinderbuchautor Martin Baltscheit las im Amphitheater der Grundschule der iDSB aus seinen Werken – und die Kinder hingen an seinen Lippen.

Kein Wunder, ist Martin Baltscheit (unter anderem Kinderbuchpreis des Landes Nordrhein-Westfalen, Deutscher Jugendliteraturpreis, Deutscher Jugendtheaterpreis) doch ein wahres Multitalent. Er schreibt nicht nur Kinderbücher, sondern illustriert sie auch, und er verfasst Hörspiele, Theaterstücke und Trickfilme. Aber vor allem: Er versteht es, sein Publikum wirklich anzusprechen, nicht nur durch seine phantasievollen und komischen Geschichten und die ausdrucksstarken Zeichnungen, sondern auch ganz direkt, als Person. Er veranstaltet keine reine Lesung, sondern bietet eine mitreißende Show, in der er in die Rolle seiner Figuren schlüpft, Grimassen schneidet, ulkige Töne von sich gibt und immer wieder quer durch das Amphitheater flitzt, um sich direkt an einzelne Kinder zu wenden („ich bin eigentlich kein AUTOr, sondern ein RENNAUTOr“, sagt er scherzhaft).

061015_Baltscheit_2Kinderbücher als Familienbücher

„Kinderbücher sind für mich wahre Familienbücher“, erzählt er hinterher im Gespräch. „Man sitzt zusammen und hat ein anderes Thema als den Alltag, und mit etwas Glück liest man ein solches Buch drei Mal: Als Kind, als Vater oder Mutter und schließlich als Großvater oder Großmutter – und erlebt es jedes Mal anders“.

Kinderbücher haben aus seiner Sicht zwar einen ganz eigenen literarischen Ton, sind aber nicht Bücher NUR für Kinder, denn sie behandeln grundsätzlich dieselben Themen wie ‚sogenannte’ Bücher für Erwachsene. Allerdings: „Die Kunst besteht darin, die Dinge einfach auszudrücken, aber ohne dass sie deshalb eindimensional werden“, sagt Ballscheit, und zitiert Hans Christian Andersen, dessen Maxime es war, „Themen für Erwachsene so erzählen, dass auch Kinder sie verstehen.“

Vielfach ist ihm seine eigene Familie dabei eine Inspirationsquelle. Als seine Tochter Lisa fünf Jahre alt war, sollte er ihr unbedingt eine Geschichte erzählen: Der aus reiner Verlegenheit formulierte erste Satz wurde zum Beginn eines seiner erfolgreichsten Werke: „Es war einmal ein Löwe, der konnte nicht schreiben.“

Das heiter-nachdenkliche Buch vom „Fuchs, der den Verstand verlor“ entstand, als sein eigener Vater unter Demenz zu leiden begann.

061015_Baltscheit_3Und in Max, dem Gorilla, der es liebt, andere zu umarmen und zu küssen („Max will immer küssen“) sieht er ein Stück von sich selbst – und hat auf der letzten Zeichnung seine vier Kinder als ‚kleine Affen’ verewigt – und ihnen das Buch gewidmet.

„Ich baue auch immer Momente ein, an denen Kinder Fragen stellen oder etwas Eigenes erzählen können“, ergänzt er, auch dazu war heute ausgiebig Gelegenheit.

Kein Wunder, dass sich nach dieser Veranstaltung am Bücherstand lange Schlangen bildeten. Mitnehmen konnte man heute aber wesentlich mehr als signierte Bücher, nämlich ein einmaliges Erlebnis.

Fotos: Friedhelm Tromm

 

Belgischer BDG-Präsident und deutscher Botschafter: Der Ruhrpott eint sie

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081015_BDG-Empfang_0Von Thomas A. Friedrich und Thomas P. Reiter.

Das aus dem 16. Jahrhundert stammende Wasserschloß Zandbergen in Ostflandern, 40 Kilometer vor den Toren von Brüssel gelegen, bildete die eindrucksvolle Kulisse für ein belgisch-deutsches Treffen von Tragweite. Graf Jacques de Lalaing, Präsident der Belgisch Deutschen Gesellschaft (BDG), hatte den unlängst beim belgischen König akkreditierten deutschen „bilateralen“ Botschafter, Rüdiger Lüdeking, zum festlichen Empfang gebeten.

Graf Jacques de Lalaing ist ein Glücksfall für die Belgisch Deutsche Gesellschaft (BDG). Der BDG-Präsident verkörpert in Beruf und Privatleben perfekt die Liaison zwischen Unternehmergeist in der unterschiedlichen belgischen und deutschen Ausprägung. Als erfolgreicher Geschäftsführer in der Solarbranche schmiedete er mit seiner Solar Power Group (SPG) ein Joint venture mit dem Großunternehmen MAN Ferrostaal und arbeitete folglich sechs Jahre in Essen. Privat verbandelte er sich im im Jahre 2007 mit seiner Jugendliebe, der in Irland geborenen Lawinia, Gräfin von Waldburg zu Wolfegg und Waldsee, einem alten Adelsgeschlecht aus Baden-Württemberg. Trotz mehrjährigem Studienaufenthalt des Grafen in den Vereinigten Staaten verloren sich die beiden nicht aus den Augen. Eine angemessene Beziehung für eine der ältesten Familien innerhalb der belgischen Monarchie.

Im Europaviertel ist den de Lalaings am Sitz der deutschen Botschaft eine Straße gewidmet, benannt nach einem ihrer berühmten Vorfahren gleichen Vornamens. Und das, obwohl die Familie bis zur Staatsgründung 1830 eigentlich orangistisch gesinnt war, also für einen Verbleib der südlichen Niederlande beim nördlichen Nachbarn gekämpft hatte. Vergebens, wie wir wissen: heute gibt sich der Graf ganz belgisch, mit großer Sympathie für deutsche Wirtschaftsdisziplin.

081015_BDG_1Mit Belgien verbindet uns Deutsche viel“

Als Präsident der Belgisch Deutschen Gesellschaft bat Graf de Lalaing den neuen deutschen Botschafter beim Königreich Belgien, Rüdiger Lüdeking, nur wenige Tage nach dessen Antrittsbesuch beim belgischen König zum BDG-Empfang auf Schloss Zandbergen. Der seit Sommer beim Königreich Belgien akkreditierte Rüdiger Lüdeking ist gebürtiger Dortmunder und ein Kind des Ruhrpotts. Graf de Lalaing hat in seiner Essener Zeit den Ruhrpott lieben gelernt, wie er den Belgieninfo-Autoren verriet. Jetzt stellt Belgien für den Botschafter Lebensmittelpunkt und gemeinsame Wirkungsstätte dar.

Lüdeking: „Belgien ist für Deutschland ein wichtiges Nachbarland, mit dem uns viel verbindet. Dabei habe ich den Eindruck, dass Belgien für viele Deutsche noch relativ unbekannt ist. Vielleicht liegt dies auch daran, dass die bilateralen Beziehungen so unproblematisch sind“. An die geladenen BDG-Gäste aus Wirtschaft und Politik gewandt fügte er hinzu: „Wo immer die Botschaft helfen kann, die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern auszubauen, werden wir dies tun.“

Wirtschaftsbeziehungen sind ein „asset“

Die belgisch-deutschen Wirtschaftsbeziehungen weisen seit Ende des Zweiten Weltkrieges nur „assets“ auf. Belgien findet sich stets unter den zehn wichtigsten Handelspartnern Deutschlands. „Die belgisch-deutschen Beziehungen könnten besser nicht sein“, bestätigt der aus der ostflämischen Nachbarstadt Aalter angereiste Bürgermeister Pieter De Crem, zugleich Staatssekretär für Außenhandel in der belgischen Föderalregierung und früherer Verteidigungsminister. Auch wenn die Historie des Ortes vermerkt, dass 1918 der oberste Teil der Turmspitze der St. Corneliuskirche in Aalter durch deutsche Truppen abgesprengt wurde, ist dies heute kein Thema mehr in Aalter. Pieter De Crem wartete beim BDG-Empfang mit aktuellen Zahlen auf, die eine enge wirtschaftliche Verflechtung der Nachbarstaaten eindrucksvoll belegen: Im Jahre 2014 sind 60 Milliarden Euro an Direktinvestitionen von Deutschland nach Belgien geflossen. Im Gegenzug gingen von allen exportierten Waren Belgiens im vergangenen Jahr 17 Prozent nach Deutschland.

081015_BDG_2Belgien baut weiter auf Fahrzeugbau

Die BDG Brüssel und der bilaterale Botschafter hoffen, dass sich an der positiven Handelsbilanz durch die Volkswagen-Affäre für den Fahrzeugsektor in Belgien auch in Zukunft nichts ändern werde. Trotz des aktuellen Vertrauensverlustes in die deutsche Automobilindustrie spiele Belgien in der Montage weiterhin eine führende Rolle innerhalb der EU. Mit den Werken von Opel Antwerpen, Ford in Genk, Audi in Brüssel, Volvo Europa in Gent sowie Van Hool (Busse) und Truco, ist Belgien mit der deutschen Automotive-Produktion eng verflochten, vor allem im Zuliefererbereich. In Belgien arbeiteten 2012 nahezu 25.000 Arbeitnehmer in der Herstellung und mehr als 100.000 im gesamten Fahrzeugzulieferersektor. Von bescheiden bis repräsentativ waren dann auch die Fahrzeug-Modelle, mit denen die Gäste nach Zandbergen kamen und den festlichen Rahmen erst spät wieder verließen.

Foto 1: Belgischer Ex-Premier Vicomte Mark Eyskens, BDG-Präsident Graf Jacques de Lalaing, deutscher Botschafter Rüdiger Lüdeking, US-Botschafterin Denise Campbell Bauer sowie Belgieninfo-Autor Thomas A. Friedrich (v.l.n.r.).

Foto 2: Dr. Stefan Gehrold, Konrad Adenauer Stiftung (KAS), Graf Jacques de Lalaing, belgischer Außenhandels Staatssekretär Pieter De Crem, Robert Vandenplas, Direktor Belgoprocess.

Foto 3: Thomas P. Reiter, Arbeitsgemeinschaft berufsständischer Versorgungseinrichtungen (ABV) (links) und Walter Grupp, Generalsekretär des Europäischen Mittelstandes (CEA-PME).

Fotos: Tessa Grupp

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